Gute Zahlen, eine deutlich erkennbare Kontinuität im Handeln und Kritik an einer Bankenaufsicht nach dem Gießkannenprinzip bestimmten die Generalversammlung der Volksbank Raesfeld. Das genossenschaftliche Kreditinstitut erwirtschaftete gute Zahlen in einem turbulenten wirtschaftlichen Umfeld, in dem die faktische Abschaffung des Zinses als Ausfluss aus der Staatsschuldenkrise das Handeln der Banken bestimmt. Den Bericht zum abgelaufenen Geschäftsjahr legten Vorstand und Aufsichtsrat am Dienstagabend auf der ordentlichen Generalversammlung vor den Mitgliedern ab. Über 200 Mitglieder und Gäste konnte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Jan-Bernd Seier, in der Festscheune „Hecheltjen’s Hof“ begrüßen.
Kontinuität bestimmte das Geschäftsjahr
Gute Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr / Umbau planmäßig vorangeschritten / 31.000 Euro Spenden für den Ort / Kabarettist und Ruhrpott-Original Bruno „Günna“ Knust hatte die Lacher auf seiner Seite
Vorstandsmitglied Marcus Feldhaar legte Kennzahlen zu einem soliden Jahr der Bank vor, als er den Mitgliedern seinen Bericht erstattete. Es reiht sich damit in eine von Kontinuität geprägten Serie an Jahresabschlüssen ein. Kundeneinlagen, Kundenkredite und Bilanzsumme zeigten mindestens zufriedenstellende Zuwachsraten. Die Bilanzsumme als Spiegelbild des Wachstums einer Bank betrug bei einer Steigerung von 5 Prozent per Jahresultimo fast 132 Mio. Euro. Die betreuten Kundeneinlagen wuchsen um 4 Prozent von 104 auf 108 Millionen Euro. 101 Mio. Euro betreutes Kundenkreditvolumen, das ist eine Steigerung um ganze 8 Prozent bzw. 8 Mio. Euro zum Vorjahr, waren am Jahresende an die Mitglieder und Kunden ausgeliehen.
Gesteigert werden konnte auch die Mitgliederzahl: Das genossenschaftliche Modell hat im Geschäftsjahr 2015 82 Kunden überzeugt, auch Mitglied ihrer Bank zu werden. Insgesamt verzeichnete die Volksbank Raesfeld per Jahresende 2.942 Anteilseigner.
Die Regulierungsschwemme nimmt weiter zu und bereitet gerade den kleinen Banken Sorgen. Zum einen haben sie die Finanzkrise, die diese bürokratische Flut ausgelöst hat, nicht zu verantworten, zum anderen werden sie mit den gleichen Anforderungen konfrontiert wie die Großbanken. Beide Vorstände räumten diesem Thema entsprechenden Raum in ihren Reden ein und warfen diesbezüglich einen fragenden Blick in die Zukunft, was denn da noch an Regulatorik auf sie zukommen wird.
Der Ergebnisverwendungsvorschlag, den der Vorstand der Generalversammlung unterbreitete, beinhaltete eine Dividendenausschüttung in Höhe von 7,75 Prozent. Feldhaar hob in seiner Rede hervor, dass die Bank damit erneut das Vertrauen der Mitglieder honorieren und diese am Geschäftserfolg überdurchschnittlich teilhaben lassen möchte. Dieser Vorschlag fand die ungeteilte Zustimmung der Versammlung. Die Mitglieder stimmten für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.
Jan-Bernd Seier und Bernhard Böckenhoff stellten sich für eine mögliche Wiederwahl in den Aufsichtsrat zur Verfügung, die von der Generalversammlung so auch bestätigt wurde. Sie gehören somit eine weitere dreijährige Amtszeit dem Kontrollgremium an.
Vor dem Bericht seines Kollegen Marcus Feldhaar hatte der Vorstandsvorsitzende der Bank, Oliver Cichowski, die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland dargestellt.
Am Herzen liegt der lokal tätigen Genossenschaftsbank das gesellschaftliche Engagement. Ganz in diesem Zeichen standen im Berichtsjahr auch die 31.000 Euro Gewinnsparmittel und Spenden, die die Volksbank Raesfeld an Raesfelder Vereine, Institutionen und Verbände ausgeschüttet hat. So fanden in 2015 Schul-, Sport-, Freizeit- und Kulturprojekte Berücksichtigung bei der Vergabe der Spenden. Cichowski nannte dabei das Bewerbertraining für die Alexanderschule, die Kunstprojektwoche „art meets school“ sowie die äußerst erfolgreiche Schach-AG der Sebastianschule. Ebenso fanden die Ferienaktivitäten des Jugendhauses sowie des Ferienlagers in Westfeld und einige weitere mit Spenden bedachte Institutionen Erwähnung im Vorstandsbericht.
Die Erweiterungs- und Renovierungsmaßnahmen der Bank wurden bisher planmäßig ausgeführt. So kann die Bank zurzeit die ersten beiden von drei Bauabschnitten als erledigt betrachten und sich der noch ausstehenden Modernisierung des Erdgeschosses zuwenden.
Viele Mitglieder haben die Geschicke der Bank bereits über einen beachtlichen Zeitraum persönlich begleitet. Daher ist es gute Tradition, die Jubilare zu Beginn der Versammlung zu ehren und ihnen für ihre langjährige Treue als Miteigentümer der Bank zu danken.
Auf 60 Jahre Mitgliedschaft können Johannes Nagel und Hermann Cluse zurückblicken. 50 Jahre sind Margret Sühling, Magdalene Föcker, Richard Sühling, Heinz Niehues, Berthold Fasselt und Johannes Klaus Teilhaber der Bank. Vor 40 Jahren erwarben Erika Rietberg, Margarete Knüsting, Dieter Wilde, Thomas Geuting, Heinrich Lanvermann, Alfons Hadder, Richard Terbeck, Paul Brömmel, Walter Knoop, Friedel Spangemacher, Karl Becker und Rudolf Renners die Mitgliedschaft. Oliver Cichowski spannte in seiner Dankesrede den Bogen von der Genossenschaftsmitgliedschaft zum olympischen Gedanken. Die geehrten Mitglieder bekamen als Dank und Anerkennung eine Urkunde sowie einen Korb mit typisch münsterländischen Spezialitäten überreicht.
Nach dem traditionellen Abendessen trat der Kabarettist und Sportmoderator Bruno Knust auf die Bühne im Hecheltjen’s Hof. Er ist unter anderem für seine lockere Art als Ruhrpott-Original unter dem Spitznamen „Günna“ bekannt. In unverkennbarem Dialekt führte er die Zuhörer durch die wichtigsten Grundregeln des Ruhrpott-Deutsch mit den wohl wichtigsten Vokabeln „Hömma“ und „wat“. Dabei nahm er das politische, gesellschaftliche und speziell auch sportliche Tagesgeschehen aufs Korn. Dabei dürfen die jahrzehntelangen Fehden zwischen der Borussia Dortmund und Schalke 04 natürlich nicht fehlen. So rundete der unterhaltsame Auftritt von Bruno „Günna“ Knust die diesjährige Generalversammlung der Volksbank Raesfeld unter dem langanhaltenden Applaus der Teilnehmer gebührend ab, nicht ohne die eingeforderte Zugabe abzuliefern.